Unsere Welt verändert sich rasant – und mit ihr die ethischen Herausforderungen: Wie lässt sich Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen mit den Bedürfnissen der Gegenwart vereinbaren? Welche Grenzen soll der Einsatz moderner Medizin und Biotechnologie haben? Und was bedeutet Gerechtigkeit in einer global vernetzten Welt? Als einer der profiliertesten Ethiker im deutschsprachigen Raum hat Dieter Birnbacher entscheidend dazu beigetragen, solche kontroversen Fragen sachlich zu beleuchten. Durch seine analytische und interdisziplinäre Herangehensweise hat er nicht nur die akademische Diskussion bereichert, sondern auch Impulse für gesellschaftliche Veränderungen angestoßen.
Anlässlich des 80. Geburtstags dieses Brückenbauers zwischen philosophischer Theorie und lebensnaher Praxis laden das Hans-Albert-Institut und die Giordano-Bruno-Stiftung junge Menschen bis 30 Jahre zur Teilnahme am Essay-Wettbewerb „Wie wäre eine gute Zukunft?“ ein.
Dabei sind auch Beiträge von Schülerinnen und Schülern ausdrücklich erwünscht, die in einer eigenen Kategorie berücksichtigt werden. Einsendeschluss ist der 21. November 2025. Die Essays sollen ca. 1.000 – 3.000 Wörter umfassen. Inhaltlich sollen sich die Beiträge einer der beiden folgenden Kategorien zuordnen.
Die Frage nach unserer Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen gewinnt in gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Diskussionen zunehmend an Bedeutung. Während früher hauptsächlich Verpflichtungen gegenüber gegenwärtig lebenden Menschen im Fokus standen, wird heute verstärkt diskutiert, inwieweit sich moralische Verantwortung auch auf noch nicht existierende Personen erstrecken könnte.
In diesem Themenfeld, in dem sich Dieter Birnbacher seit langem betätigt (“Verantwortung für zukünftige Generationen”, 1988; “Klimaethik: Nach uns die Sintflut?”, 2016), eröffnet sich eine Vielzahl komplexer Fragen, die jeweils als Leitthema für einen Essay dienen können: Welche Verantwortung tragen wir als Individuen für zukünftige Generationen, und welche Verantwortung tragen Unternehmen, Staaten oder gar die gesamte Menschheit? An welchem Punkt endet unsere Verantwortung? Wie können wir die Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen schultern, ohne dass uns diese Last erdrückt, und vermeintlich “einfachen Lösungen” für komplexe Probleme widerstehen? Wie können wir die Interessen gegenwärtig und zukünftig lebender Menschen miteinander in Einklang bringen? Und tragen wir eigentlich nur Verantwortung gegenüber Menschen, oder auch gegenüber anderen Lebewesen oder gar für den Planeten als Ganzes?
Dieter Birnbacher hat sich in seinem Werk intensiv mit moralischen Problemen am Lebensanfang und ‑ende auseinandergesetzt. Eine wichtige Rolle spielen dabei Fragen, die sich aus dem Einsatz neuer Technologien in der Präimplantations- und Pränataldiagnostik ergeben. Bei diesen Verfahren können Embryonen vorgeburtlich auf etwaige genetische Mängel untersucht und selektiert werden. Doch wo verläuft die Grenze zwischen der Prävention von Krankheiten und einer genetischen Optimierung? Welchen moralischen Status besitzt das ungeborene Leben? Sollten Eltern über die genetische Ausstattung ihrer Kinder frei verfügen können? Welche Folgen hätte das für die Gesellschaft?
Ähnlich komplexe Fragen wie am Lebensanfang stellen sich auch am Lebensende. Der medizinische Fortschritt ermöglicht es, das Leben künstlich zu verlängern – wirft aber zugleich schwierige ethische Fragen auf: Wann gilt ein Mensch als tot? Wer darf über das Lebensende eines Menschen entscheiden? Und wie gelingt eine gerechte Verteilung von Spenderorganen?
Diese Kategorie lädt auch dazu ein, einen grundsätzlichen Blick auf die Zukunft der Medizin- und Bioethik zu werfen: Inwieweit dürfen und sollen wir die Natur des Menschen verändern? Hat die Unterscheidung von Künstlichkeit und Natürlichkeit ethisches Gewicht? Der Einsatz welcher Technologien am Lebensanfang und ‑ende wäre gut und wünschenswert? Wo liegen ethische Grenzen, die nicht überschritten werden sollten? Welche Wertkonflikte können sich ergeben, und welche Lösungen bieten sich an?
Über die Prämierung entscheidet eine interdisziplinäre und hochkarätige Jury. In beiden Kategorien erthalten die jeweils Erstplatzierten einen Geldpreis von 1.000 Euro, die Zweitplatzierten einen Preis von 500 Euro und die Drittplatzierten einen Preis von 250 Euro. Eine besondere Anerkennung von Schülerinnen und Schülern ist ebenfalls vorgesehen. Darüber hinaus ist eine Veröffentlichung der besten Beiträge in einem Sammelband angedacht.
Zum Einreichen der Essays steht ein Teilnahmeformular zur Verfügung.
Wir bitten darum, den Essay als PDF-Datei mit doppeltem Zeilenabstand in Schriftgröße 12, einer lesbaren Standardschriftart (Calibri, Arial etc.) und dem Dateinamen „[Nachname]_[Kategorie 1/2].pdf“ über das Teilnahmeformular einzureichen. Auf einem Deckblatt sind Titel des Essays, Kategorie und Name des Autors zu vermerken. Für den Fall einer Prämierung und möglichen Veröffentlichung des Essays wird gegebenenfalls die Ursprungsdatei des Textes (.docx) benötigt, diese sollte entsprechend aufbewahrt werden.
Nein, es ist ausdrücklich erwünscht, dass Essays mit einem eigenen, zum Thema passenden Titel versehen werden.
Sämtliche Texte müssen in deutscher Sprache eingereicht werden. In anderen Sprachen verfasste Beiträge können leider nicht bewertet werden.
Auch wenn die individuelle Teilnahme im Fokus des Wettbewerbs steht, sind gemeinsame Beiträge mehrerer Urheber zulässig. Im Falle einer Prämierung muss das Preisgeld allerdings entsprechend aufgeteilt werden.
Vertreter des Hans-Albert-Instituts werden sämtliche Beiträge in Abstimmung mit einem Kreis von Intellektuellen und Experten im Hinblick auf die Stichhaltigkeit der Argumentation, die Originalität der These und die stilistische Finesse des Textes als Gesamtwerk beurteilen.
Einsendungen in beiden Kategorien sind möglich. Auch mehrere separate Aufsätze zu verschiedenen Fragen in Kategorie I sind denkbar. Für jedes neue Essay muss das Formular dabei gesondert ausgefüllt werden.
Fremde Gedanken sind selbstverständlich den Regeln des Wissenschaftsbetriebs (Zitationen und/oder Literaturverzeichnis) entsprechend kenntlich zu machen. Gleichwohl wird von den Einsendungen die Entwicklung einer eigenständigen und originellen Argumentation erwartet, sodass wir von einer zu starken Abhängigkeit von publizierter Literatur abraten. Quellenangaben werden natürlich nicht bei der Wortzählung berücksichtigt.
Das Plakat zum Essaywettbewerb kann hier als pdf-Dokument heruntergeladen werden: Jetzt herunterladen.
2020 wurde anlässlich des 100. Geburtstags des Wissenschaftstheoretikers Hans Albert ein Essay-Wettbewerb für Nachwuchstalente ausgeschrieben, der auf große Resonanz gestoßen ist. Damals ging es um die Frage „Was ist rational?“. Die Preisverleihung fand 2021 im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg statt. Der aus dem Wettbewerb hervorgegangene Sammelband ist weiterhin im Buchhandel erhältlich.
2023 folgte der Essaywettbewerb „Wir irren uns empor“, der anlässlich des 80. Geburtstags von HAI-Beirat Gerhard Vollmer ausgeschrieben wurde. Die Preisverleihung fand am Stiftungssitz der Giordano-Bruno-Stiftung statt. Der aus dem Wettbewerb hervorgegangene Sammelband ist ebenfalls im Buchhandel erhältlich.