3. August 2024

»Im Lichte des Gerhard Vollmer«

Kaum jemand hat die Bedeutung der Evolutionstheorie für die Philosophie so umfassend beleuchtet wie der Physiker und Philosoph Gerhard Vollmer. Zum 80. Geburtstag des HAI-Beirats ist nun der Sammelband »Im Lichte der Evolution« herausgekommen, der eindrucksvoll belegt, dass intellektueller Anspruch und Humor keineswegs im Widerspruch zueinander stehen.

»Ohne die Wer­ke von Ger­hard Voll­mer wäre die Giord­a­no-Bru­no-Stif­tung womög­lich nie ent­stan­den«, erklär­te gbs-Vor­stand Micha­el Schmidt-Salo­mon auf dem öffent­li­chen Fest­akt, den die gbs und das Hans-Albert-Insti­tut im Novem­ber 2023 zum 80. Geburts­tag ihres Bei­rats im »Haus Weit­blick« aus­rich­te­ten. Denn mit sei­ner »Evo­lu­tio­nä­ren Erkennt­nis­theo­rie « und sei­nem »natu­ra­lis­ti­schen « Denk­an­satz hat Voll­mer schon in den 1970er und 1980er Jah­ren die Grund­la­gen für die Phi­lo­so­phie geschaf­fen, wel­che die gbs bis heu­te prägt.

Schmidt-Salo­mons Ein­füh­rung mit dem Titel »Im Lich­te des Ger­hard Voll­mer« ist in dem 80-sei­ti­gen Sam­mel­band eben­so ent­hal­ten wie die Fest­bei­trä­ge der gbs-Bei­rä­te Rüdi­ger Vaas, Vol­ker Som­mer und Franz Josef Wetz. Rüdi­ger Vaas, Phy­sik-Exper­te von »bild der wis­sen­schaft«, nimmt uns in sei­nem Vor­trag »Zeit, Zufall und Not­wen­dig­keit im Kos­mos« mit auf eine aben­teu­er­li­che Rei­se »von der Evo­lu­ti­on des Mul­ti­ver­sums bis zu Ger­hard Voll­mer«, wäh­rend der bekann­te Pri­ma­to­lo­ge und Anthro­po­lo­ge Vol­ker Som­mer aus­führt, wes­halb er als evo­lu­tio­nä­rer Erkennt­nis­theo­re­ti­ker sich selbst nicht mehr so recht traut. Der Phi­lo­soph Franz Josef Wetz ergrün­det die Fra­ge, ob uns der Natu­ra­lis­mus mög­li­cher­wei­se die Freu­de an Geburts­tags­fei­ern ver­miest, bevor alle drei Refe­ren­ten unter der Mode­ra­ti­on von Hel­mut Fink auf einem »lau­ni­gen Lebens­fei­er-Podi­um« erör­tern, wie sehr sie in ihrer eige­nen »Suche nach der Ord­nung« von Ger­hard Voll­mers Ent­wurf eines »kos­mi­schen Gesamt­bil­des, das dem Men­schen sei­nen Platz im Uni­ver­sum zuweist«, pro­fi­tiert haben.

Reli­giö­se oder idea­lis­tisch argu­men­tie­ren­de Phi­lo­so­phin­nen und Phi­lo­so­phen behaup­ten ger­ne, der Natu­ra­lis­mus ver­dam­me uns zu einer »trost­lo­sen Welt­sicht«. Der eben­so humor­vol­le wie intel­lek­tu­ell ergie­bi­ge Band 9 der gbs-Schrif­ten­rei­he beweist das Gegen­teil. Das 80-sei­ti­ge Büch­lein, das eine wun­der­vol­le Ergän­zung zu Voll­mers bril­lan­ten (eben­falls in der gbs-Schrif­ten­rei­he erschie­ne­nen) »Gret­chen­fra­gen an den Natu­ra­lis­ten« dar­stellt, ist exklu­siv im Ali­bri-Ver­lag erhält­lich und kos­tet 7 Euro.

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