Hans-Albert-Institut

17. Oktober 2024

Essay-Sammlung: »Wir irren uns empor«

Welche Bedeutung hat die Evolution für unser Selbst- und Weltverständnis? Wie schlüssig ist eine universelle Evolutionstheorie? Und wie lässt sich die bestehende Kluft zwischen den Natur- und Kulturwissenschaften schließen? Mit diesen Fragen haben sich junge Menschen beim Essaywettbewerb „Wir irren uns empor“ auseinandergesetzt, der anlässlich des 80. Geburtstags des Philosophen Gerhard Vollmer ausgerichtet wurde. Die besten Beiträge wurden nun in einem Sammelband veröffentlicht.

Kaum jemand ande­res hat die Bedeu­tung der Evo­lu­ti­ons­theo­rie für phi­lo­so­phi­sche Fra­gen so umfas­send beleuch­tet wie der Phy­si­ker und Phi­lo­soph Ger­hard Voll­mer. Dass wir die Welt erken­nen kön­nen, ist nach Voll­mer kei­ne gött­li­che Fügung, son­dern Resul­tat einer Jahr­mil­lio­nen alten Ent­wick­lungs­ge­schich­te. In sei­nem mitt­ler­wei­le in neun­ter Auf­la­ge erschie­ne­nen Stan­dard­werk Evo­lu­tio­nä­re Erkennt­nis­theo­rie erklärt Voll­mer, dass unse­re Denk- und Wahr­neh­mungs­struk­tu­ren des­halb zur rea­len Welt pas­sen, weil sie sich in Anpas­sung an deren tat­säch­li­che Struk­tu­ren ent­wi­ckelt haben. Zudem hat Voll­mer die Evo­lu­ti­ons­theo­rie genutzt, um das Pro­jekt einer „Ein­heit des Wis­sens“ vor­an­zu­brin­gen, wodurch er zu einem der pro­fi­lier­tes­ten Brü­cken­bau­er zwi­schen den Natur- und Kul­tur­wis­sen­schaf­ten wurde.

Anläss­lich des 80. Geburts­tags von Ger­hard Voll­mer, der im Novem­ber 2023 mit einem Sym­po­si­um am Stif­tungs­sitz der Giord­a­no-Bru­no-Stif­tung fei­er­lich began­gen wur­de, hat das Hans-Albert-Insti­tut in Koope­ra­ti­on mit der Giord­a­no-Bru­no-Stif­tung und der Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft Huma­nis­ti­scher Stu­die­ren­der jun­ge Men­schen bis zum Alter von 30 Jah­ren zur Teil­nah­me an einem Essay-Wett­be­werb ein­ge­la­den. Den Teil­neh­men­den wur­de die Mög­lich­keit gege­ben, sich für eine von zwei Kate­go­rien zu ent­schei­den: In der ers­ten Kate­go­rie ver­sam­meln sich Bei­trä­ge zum The­ma „Im Lich­te der Evo­lu­ti­on“, die sich mit den Gren­zen und Mög­lich­kei­ten einer uni­ver­sel­len Evo­lu­ti­ons­theo­rie und deren Aus­wir­kun­gen auf unser Welt- und Men­schen­bild befas­sen. In der zwei­ten Kate­go­rie mit dem Mot­to „Fehl­bar­keit als Chan­ce“ wur­den Bei­trä­ge gesucht, die eine Revi­si­on von Auf­fas­sun­gen im Ange­sicht bes­se­rer Argu­men­te oder neu­er Erfah­run­gen beschrei­ben und analysieren.

Die nun im Ali­bri-Ver­lag ver­öf­fent­lich­te Essay-Samm­lung „Wir irren uns empor” prä­sen­tiert die bes­ten Bei­trä­ge des Wett­be­werbs, die auf eben­so klu­ge wie krea­ti­ve Wei­se die Frucht­bar­keit des evo­lu­tio­nä­ren Den­kens auf­zei­gen. Sie füh­ren damit nicht zuletzt auch Voll­mers Ansatz wei­ter, indem sie uner­schlos­se­ne For­schungs­ge­bie­te erkun­den, eta­blier­te Posi­tio­nen hin­ter­fra­gen und jeweils eige­ne Ideen entwickeln.

Die Essay-Samm­lung “Wir irren uns empor” ergänzt damit zwei wei­te­re Ver­öf­fent­li­chun­gen, die Voll­mers Lebens­werk wür­di­gen: Bereits im August ist ein neu­er Band in der gbs-Schrif­ten­rei­he erschie­nen, der die Bei­trä­ge des Fest­ak­tes für Voll­mer doku­men­tiert. Dar­über hin­aus wird im Dezem­ber 2024 der Sam­mel­band “Empor­ge­irrt! – Evo­lu­tio­nä­re Erkennt­nis­se in Natur und Kul­tur” ver­öf­fent­licht, der von den gbs- und HAI-Bei­rä­ten Hel­mut Fink und Rüdi­ger Vaas im Hir­zel-Ver­lag her­aus­ge­ge­ben wird.

WEITERE BEITRÄGE

Essay von Gerhard Streminger: Das Beben von Lissabon

Das Erd­be­ben von Lis­sa­bon im Jah­re 1755 ist bis heu­te die fol­gen­reichs­te Natur­ka­ta­stro­phe, die Euro­pa in der Neu­zeit wider­fuhr. Nicht nur die Erde beb­te, son­dern auch die tra­di­tio­nel­le christ­li­che Leh­re geriet im Inners­ten ins Wan­ken. Das Infer­no lös­te in ganz Euro­pa Schock­wel­len aus und setz­te der vor­herr­schen opti­mis­ti­schen Grund­stim­mung ein Ende. Moder­ner euro­päi­scher Säku­la­ris­mus und Pes­si­mis­mus wur­zeln zu einem Gut­teil in der Natur­ka­ta­stro­phe vor 269 Jah­ren. Im Phi­lo­so­phie-Maga­zin blickt Ger­hard Stre­min­ger (HAI-Bei­rat) auf das his­to­ri­sche Ereig­nis zurück.

Weiterlesen »

Emporgeirrt! – Evolutionäre Erkenntnisse in Natur und Kultur

Im Novem­ber wird beim Hir­zel Ver­lag eine Fest­schrift zum 80. Geburts­tag des Phi­lo­so­phen Ger­hard Voll­mer (HAI-Bei­rat) erschei­nen. Das Buch wür­digt Voll­mers inter­dis­zi­pli­nä­res Lebens­werk, mit dem er zu einem der pro­fi­lier­tes­ten Brü­cken­bau­er zwi­schen den Natur- und Kul­tur­wis­sen­schaf­ten wurde.

Weiterlesen »

»Im Lichte des Gerhard Vollmer«

Kaum jemand hat die Bedeu­tung der Evo­lu­ti­ons­theo­rie für die Phi­lo­so­phie so umfas­send beleuch­tet wie der Phy­si­ker und Phi­lo­soph Ger­hard Voll­mer. Zum 80. Geburts­tag des HAI-Bei­rats ist nun der Sam­mel­band »Im Lich­te der Evo­lu­ti­on« her­aus­ge­kom­men, der ein­drucks­voll belegt, dass intel­lek­tu­el­ler Anspruch und Humor kei­nes­wegs im Wider­spruch zuein­an­der stehen.

Weiterlesen »

Bayesianismus und kritischer Rationalismus im Vergleich

Die Fra­ge, was unter Ratio­na­li­tät zu ver­ste­hen ist und in wel­chem Umfang Men­schen ratio­nal sind oder sein kön­nen, ist eine der wich­tigs­ten Fra­gen der Phi­lo­so­phie, der Psy­cho­lo­gie und der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten. In einem lesens­wer­ten Auf­satz beleuch­tet Max Albert zwei Ratio­na­li­täts­kon­zep­tio­nen: den Baye­sia­nis­mus und den kri­ti­schen Ratio­na­lis­mus. Dabei wird der Fra­ge nach­ge­gan­gen, wel­che die­ser Kon­zep­tio­nen vor­zu­zie­hen ist.

Weiterlesen »