08. Febru­ar 2020

Institutsgründung zum 99. Geburtstag
von Hans Albert 

Er ist der wohl ein­zi­ge leben­de Mensch, dem es gelun­gen ist, zeit­gleich mit den Anti­po­den Karl Pop­per und Paul Feyer­abend befreun­det zu sein: Am heu­ti­gen Sams­tag fei­ert der gro­ße Wis­sen­schafts­theo­re­ti­ker Hans Albert sei­nen 99. Geburts­tag. Ihm zu Ehren bringt die Gior­da­no-Bru­no-Stif­tung das Hans-Albert-Insti­tut an den Start, das zu einer Stär­kung des kri­tisch-ratio­na­len, evi­denz­ba­sier­ten Den­kens bei­tra­gen soll.

Anders als Jür­gen Haber­mas, mit dem er einst den soge­nann­ten „Posi­ti­vis­mus­streit“ aus­trug, wird Hans Albert heu­te vom deut­schen Feuil­le­ton weit­ge­hend igno­riert. In der inter­na­tio­na­len Wis­sen­schafts­ge­mein­de hin­ge­gen spielt das von Albert und Pop­per pro­pa­gier­te „Prin­zip der kri­ti­schen Prü­fung“ eine her­aus­ra­gen­de Rol­le. Selbst in der glo­ba­len Pop­kul­tur sind die Albert­schen The­sen inzwi­schen ange­kom­men – was man bei­spiels­wei­se dar­an erkennt, dass Shel­don Coo­per, der Phy­sik- und Wis­sen­schafts-Nerd der erfolg­rei­chen Come­dy-Serie „The Big Bang Theo­ry“, das von Hans Albert beschrie­be­ne „Münch­hau­sen-Tri­lem­ma“ nutz­te  um sich aus einer heik­len Situa­ti­on zu befreien.

Vor 99 Jah­ren am 8. Febru­ar 1921 in Köln gebo­ren, stu­dier­te Albert nach dem Krieg Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten und Sozio­lo­gie in sei­ner Hei­mat­stadt. Nach der Pro­mo­ti­on (1952) und Habi­li­ta­ti­on (1957) nahm er 1963 den Ruf auf den neu geschaf­fe­nen Lehr­stuhl für Sozio­lo­gie und Wis­sen­schafts­leh­re in Mann­heim an, wo er trotz meh­re­rer Rufe an ande­re Uni­ver­si­tä­ten bis zu sei­ner Eme­ri­tie­rung im Jahr 1989 blieb. Bereits mit sei­nem 1968 ent­stan­de­nen Buch „Trak­tat über kri­ti­sche Ver­nunft“, das schnell zu einem Klas­si­ker der moder­nen Phi­lo­so­phie avan­cier­te, eta­blier­te sich Albert als einer der Haupt­ver­tre­ter des Kri­ti­schen Ratio­na­lis­mus. Für sei­ne her­aus­ra­gen­den Leis­tun­gen auf dem Gebiet der Sozio­lo­gie und der Wis­sen­schafts­leh­re erhielt er die Ehren­dok­tor­wür­de der Uni­ver­si­tä­ten Linz (1995), Athen (1997), Kas­sel (2000), Graz (2007) und Kla­gen­furt (2007). Albert ist gewähl­tes Mit­glied der „Aca­de­mia Euro­paea“, Mit­her­aus­ge­ber der Zeit­schrift „Auf­klä­rung und Kri­tik“, Ehren­prä­si­dent der „Gesell­schaft für kri­ti­sche Phi­lo­so­phie“ sowie (seit dem Grün­dungs­jahr 2004) Bei­rat der Giordano-Bruno-Stiftung.

Der Name verpflichtet: Über das Hans-Albert-Institut (HAI)

Da nichts und nie­mand unfehl­bar ist, müs­sen Aus­sa­gen, Behaup­tun­gen, Theo­rien einer stän­di­gen kri­ti­schen Prü­fung unter­zo­gen wer­den. Dies ist die Quint­essenz der Phi­lo­so­phie Hans Alberts und zugleich der Arbeits­auf­trag des nach ihm benann­ten Insti­tuts. Auf­ga­be des HAI ist es, die von Hans Albert ent­wi­ckel­ten kri­tisch-ratio­na­len Pro­blem­lö­sungs­stra­te­gien stär­ker in Poli­tik und Zivil­ge­sell­schaft zu ver­an­kern. The­ma­tisch wird sich das Insti­tut dabei auf sol­che Ent­schei­dungs­pro­zes­se kon­zen­trie­ren, die mit ethi­schen Kon­flik­ten ver­bun­den sind (etwa Fra­gen der Ster­be­hil­fe, des Schwan­ger­schafts­ab­bruchs oder der Bio­ethik), da gera­de bei solch „heik­len The­men“ eine kri­tisch-ratio­na­le, evi­denz­ba­sier­te und welt­an­schau­lich neu­tra­le Argu­men­ta­ti­on uner­läss­lich ist.

Wie die heu­te frei­ge­schal­te­te Web­site des Hans-Albert-Insti­tuts zeigt, kann das HAI von Beginn an auf einen impo­san­ten Stab von renom­mier­ten Exper­tin­nen und Exper­ten, Pro­fes­so­rin­nen und Pro­fes­so­ren zurück­grei­fen, die aus unter­schied­li­chen wis­sen­schaft­li­chen Dis­zi­pli­nen stam­men. Auch dies ent­spricht einem zen­tra­len Aspekt der Albert­schen Phi­lo­so­phie, die im Sin­ne eines trans­dis­zi­pli­nä­ren Ansat­zes von einer „Ein­heit des Wis­sens“ aus­geht und die tra­di­tio­nel­len Grä­ben zwi­schen den Natur‑, Sozi­al- und Geis­tes­wis­sen­schaf­ten überwindet.

Finan­ziert wird das HAI von der Gior­da­no-Bru­no-Stif­tung, die das Kon­zept des Insti­tuts im Rah­men ihres aktu­el­len Jah­res-Schwer­punkt­the­mas „Die hohe Kunst der Ratio­na­li­tät: Fak­ten, Fakes und gefühl­te Wahr­hei­ten“ ent­wi­ckelt hat. Stif­tungs­spre­cher Micha­el Schmidt-Salo­mon ist davon über­zeugt, dass das Hans-Albert-Insti­tut ein Erfolgs­pro­jekt wird, da es eine Lücke in der Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Wis­sen­schaft und Poli­tik schließt: „Das Insti­tut soll kom­ple­xe gesell­schaft­li­che Pro­ble­me auf Basis der Men­schen­rech­te, aber mög­lichst unbe­ein­flusst von poli­ti­schen Ideo­lo­gien, welt­an­schau­li­chen Vor­ur­tei­len oder lob­by­is­ti­schen Inter­es­sen beleuch­ten. Gera­de in der heu­ti­gen, von mora­li­schem Empö­ria­lis­mus und iden­ti­tä­rem Lager­den­ken gepräg­ten Debat­te scheint uns eine sol­che kri­tisch-ratio­na­le Her­an­ge­hens­wei­se erfor­der­lich zu sein. Denn es gilt mehr denn je, hei­ße Eisen mit küh­lem Ver­stand anzu­pa­cken, was ver­langt, dass man weder in die Fal­le des Dog­ma­tis­mus noch in die Fal­le des post­mo­der­nen Belie­big­keits­den­kens läuft. Hans Albert hat gezeigt, wie man die­se Sack­gas­sen ver­mei­det. Es liegt nun an uns, die­se Tech­ni­ken auf die rele­van­ten Pro­ble­me unse­rer Zeit anzu­wen­den, etwa auf Fra­gen des Umwelt­schut­zes, der Res­sour­cen­ver­tei­lung, der Bio­ethik oder der Chan­cen und Risi­ken der Künst­li­chen Intel­li­genz. Das Hans-Albert-Insti­tut will hier­zu einen Bei­trag leis­ten.“ 

Das Hans-Albert-Institut (HAI)

Direk­to­ri­um: Flo­ri­an Che­fai, Adri­an Gill­mann, Prof. Dr. Dr. Eric Hil­gen­dorf, Prof. Dr. Andrea Mau­rer, Dr. Dr. Micha­el Schmidt-Salo­mon, Sophie Stro­bl, Prof. Dr. Franz-Josef Wetz 

Bei­rat: Prof. Dr. Gert Albert, Kurt Albert, Prof. Dr. Max Albert, Dr. David Bar­dens, Dr. Tan­ja Gabrie­le Baud­son, Prof. Dr. Die­ter Birn­ba­cher, Prof. Dr. Micha­el Braun­gart, Hel­mut Fink, Dr. Nata­lie Grams, Prof. Dr. Hart­mut Kliemt, Prof. Dr. Horst Mar­schall, Prof. Dr. Rein­hard Mer­kel, Dr. Nikil Muker­ji, Prof. Dr. Armin Pfahl-Trau­gh­ber, Amar­deo Sar­ma, Prof. Dr. Beda Stad­ler, Prof. Dr. Ger­hard Stre­min­ger, Rüdi­ger Vaas, Prof. Dr. Eck­art Voland, Prof. Dr. Dr. Ger­hard Voll­mer, Prof. Dr. Ulla Wessels.

Web­site: https://hans-albert-institut.de
Kon­takt: info@hans-albert-institut.de

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