5. Okto­ber 2021

Preisverleihung des Wettbewerbs „Was ist rational?“ in Nürnberg 

»Jugend schützt vor Weisheit nicht!« 

Im Rah­men des Kor­ti­zes-Sym­po­si­ums „Zeit – Geist – Gehirn“ wur­den am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de die zehn Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­ger des Nach­wuchs­wett­be­werbs im Forum des Ger­ma­ni­schen Natio­nal­mu­se­ums Nürn­berg aus­ge­zeich­net. Pünkt­lich zur Preis­ver­lei­hung wur­de auch der Sam­mel­band „Was ist ratio­nal?“ vor­ge­stellt, der die 14 bes­ten Essays des Wett­be­werbs enthält.

Wie Phi­lo­soph und Direk­to­ri­ums­mit­glied des Hans-Albert-Insti­tuts Micha­el Schmidt-Salo­mon in sei­ner Anspra­che in Nürn­berg beton­te, war für die Preis­ver­lei­hung eigent­lich ein Kon­gress zum Leben und Werk des kri­tisch-ratio­na­len Phi­lo­so­phen Hans Albert vor­ge­se­hen, zu des­sen 100. Geburts­tag der Essay-Wett­be­werb auch aus­ge­schrie­ben wur­de. Dies sei auf­grund der stren­gen Coro­na-Vor­ga­ben an deut­schen Uni­ver­si­tä­ten jedoch nicht mög­lich gewesen.

Die Aus­zeich­nung der Gewin­ne­rin­nen und Gewin­ner des Wett­be­werbs pas­se aller­dings auch her­vor­ra­gend zu einem Sym­po­si­um, das sich mit der Zeit und unse­rem Zeit­er­le­ben aus­ein­an­der­set­ze, mein­te der Stif­tungs­spre­cher. Denn in unse­ren Köp­fen habe sich die Vor­stel­lung ver­an­kert, dass Ratio­na­li­tät und Weis­heit an ein höhe­res Lebens­al­ter geknüpft sei. Es sei offen­bar ein wie­der­keh­ren­des Kul­tur­phä­no­men, dass die jeweils älte­re Genera­ti­on die intel­lek­tu­el­len Fähig­kei­ten der nach­kom­men­den Genera­ti­on unter­schät­ze. Soli­de begrün­det sei dies jedoch nicht, wie nun auch die rund 150 Bei­trä­ge zeig­ten, die von Schü­le­rin­nen und Schü­lern, jun­gen Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten zu dem Ratio­na­li­täts-Wett­be­werb des Hans-Albert-Insti­tuts (HAI) und der Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft Huma­nis­ti­scher Stu­die­ren­der (BAG) ein­ge­gan­gen sind.

Fal­sche Ideen ster­ben lassen

„Jugend schützt vor Weis­heit nicht!“, brach­te Schmidt-Salo­mon das Fazit der Jury auf den Punkt. „Die Tex­te, die uns erreicht haben, zei­gen, wie reflek­tiert vie­le jun­ge Men­schen heu­te mit Fra­gen der Ratio­na­li­tät umge­hen, und wie gut sie in der Lage sind, selbst nach­zu­den­ken, statt bloß nach­zu­be­ten. Ver­gli­chen mit den Ange­hö­ri­gen mei­ner Genera­ti­on schei­nen sie sogar in höhe­rem Maße fähig zu sein, dem ‚Kate­go­ri­schen Impe­ra­tiv‘ des Kri­ti­schen Ratio­na­lis­mus zu fol­gen, fal­sche Ideen ster­ben zu las­sen, bevor Men­schen für fal­sche Ideen ster­ben müssen.“

Nach der Ein­füh­rung von Micha­el Schmidt-Salo­mon stell­te der Vor­sit­zen­de der Bun­des­ar­beits­ge­mein­schaft Huma­nis­ti­scher Stu­die­ren­der (BAG) Tobi­as Wolf­ram den Wett­be­werb und sei­ne Gewin­ne­rin­nen und Gewin­ner vor:  In der Kate­go­rie „Zeit­geist & Ratio­na­li­tät“ wur­den Phil­ipp Tol­ga Mavitu­na, Max Ablass und Susan­ne Bell aus­ge­zeich­net, in der Kate­go­rie „Ratio­na­li­tät & Intel­lek­tu­el­le Offen­heit“ gewan­nen Rapha­el Dori­go, Ste­phan Grä­fe und Nata­lie Kres­sie­rer. Den Preis für die bes­ten Arbei­ten von Schü­le­rin­nen und Schü­lern ging an Alex Kohl­mann, Andy Kohl­mann, Simon Hurst und Vin­cent Sanwald.

Geziel­te Anspra­che an jun­ge Menschen

Alle Gewin­ne­rin­nen und Gewin­ner erhiel­ten neben dem Preis­geld und der Preis­ur­kun­de ein Buch­pa­ket mit Ver­öf­fent­li­chun­gen aus dem säku­lar-huma­nis­ti­schen und kri­tisch-ratio­na­len Spek­trum, dar­un­ter selbst­ver­ständ­lich auch den pünkt­lich zur Preis­ver­lei­hung im Ali­bri Ver­lag erschie­ne­nen Sam­mel­band „Was ist ratio­nal?“, der auch bei den Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern des Sym­po­si­ums rei­ßen­den Absatz fand. Tobi­as Wolf­ram dank­te im Namen der BAG und des HAI allen, die zum Gelin­gen des Wett­be­werbs bei­getra­gen haben – ins­be­son­de­re den Mit­glie­dern der Jury, der neben Tobi­as Wolf­ram (BAG) und Sophie Stro­bl (HAI) die Pro­fes­so­ren Eric Hil­gen­dorf (Jura / Rechts­phi­lo­so­phie), Franz Josef Wetz (Phi­lo­so­phie) und Eck­art Voland (Bio­phi­lo­so­phie und Anthro­po­lo­gie) angehörten.

Nach dem drei­tä­gi­gen Kor­ti­zes-Sym­po­si­um, an dem alle Preis­trä­ge­rin­nen und Preis­trä­ger teil­neh­men konn­ten, der Preis­ver­lei­hung im Ger­ma­ni­schen Natio­nal­mu­se­um, bei der die Aus­ge­zeich­ne­ten mit gro­ßem Applaus bedacht wur­den, und den vie­len inten­si­ven Gesprä­chen über „Gott und die Welt“, die mit­un­ter bis tief in die Nacht gin­gen, wer­te­ten Tobi­as Wolf­ram und Lau­ra Wart­schin­ski (BAG) den Nach­wuchs-Wett­be­werb als „vol­len Erfolg“: „Unse­re Gewin­ne­rin­nen und Gewin­ner haben sich selbst­ver­ständ­lich über das Preis­geld und das Buch­pa­ket gefreut, noch wich­ti­ger war es für sie jedoch, mit­ein­an­der in Kon­takt zu kom­men und dabei auch die Gele­gen­heit zu haben, mit Autoren zu spre­chen, die sie ansons­ten nur über Bücher ken­nen. Wir den­ken daher, dass wir einen sol­chen Wett­be­werb in abseh­ba­rer Zeit wie­der­ho­len soll­ten, denn man muss jun­ge Men­schen gezielt anspre­chen, um sie für die Idea­le von Huma­nis­mus und Auf­klä­rung zu begeistern.“ 

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