30. März 2022

Stellungnahme zum Demokratiefördergesetz

Das Hans-Albert-Insti­tut hat auf Anfra­ge des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Fami­lie, Senio­ren, Frau­en und Jugend (BMFSFJ) und des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums des Inne­ren und für Hei­mat (BMI) eine Stel­lung­nah­me zum geplan­ten Demo­kra­tie­för­der­ge­setz eingereicht.

Mehr als 200 Dach­ver­bän­de, Fach­or­ga­ni­sa­tio­nen sowie Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler wur­den ein­ge­la­den, ihre Ideen ein­zu­brin­gen. Grund­la­ge ist ein von BMI und BMFSFJ gemein­sam erar­bei­te­tes Dis­kus­si­ons­pa­pier zu der geplan­ten Aus­ge­stal­tung des Gesetz­ent­wurfs. Bun­des­in­nen­mi­nis­te­rin Nan­cy Fae­ser erklär­te hier­zu: „Wir wol­len unse­re Demo­kra­tie von innen her­aus stär­ken. Men­schen­ver­ach­tung, Demo­kra­tie­feind­lich­keit, Hass und Into­le­ranz zu begeg­nen, ist nicht allein eine Auf­ga­be von Poli­zei und Jus­tiz. Es ist an uns allen, unse­re viel­fäl­ti­ge und offe­ne Gesell­schaft zu verteidigen.“

In sei­ner Stel­lung­nah­me begrüßt das Hans-Albert-Insti­tut die Absicht der Regie­rungs­par­tei­en, zivil­ge­sell­schaft­li­ches Enga­ge­ment für Demo­kra­tie und gegen grup­pen­be­zo­ge­ne Men­schen­feind­lich­keit ver­läss­lich und umfas­send zu för­dern. Der Betei­li­gungs­pro­zess bie­tet hier­bei einen wich­ti­gen Bei­trag, um Erfah­rungs­wis­sen und Exper­ti­se aus unter­schied­li­chen Per­spek­ti­ven einzubringen.

Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge des Insti­tuts betref­fen vor allem eine stär­ke­re Beto­nung der Prin­zi­pi­en der offe­nen Gesell­schaft – ins­be­son­de­re im Hin­blick auf die Aner­ken­nung indi­vi­du­el­ler Selbst­be­stim­mungs­rech­te als zen­tra­les Wesens­merk­mal einer offe­nen Gesell­schaft und als nor­ma­ti­ver Kern des Grund­ge­set­zes. Eine För­de­rung von Pro­jek­ten muss sich daher ins­be­son­de­re danach rich­ten, ob die­se die Basis­wer­te einer moder­nen Demo­kra­tie und offe­nen Gesell­schaft tei­len – näm­lich ins­be­son­de­re Gewalt­ein­tei­lung, Indi­vi­dua­li­täts­prin­zip, Men­schen­rech­te, Plu­ra­lis­mus, Rechts­staat­lich­keit, Säku­la­ri­tät und Volkssouveränität.

Dar­über hin­aus schlägt das Insti­tut vor, das bis­he­ri­ge The­men­spek­trum zu erwei­tern. Ange­sichts der hybri­den Kriegs­füh­rung der rus­si­schen Regie­rung sind beson­ders Des­in­for­ma­ti­ons­kam­pa­gnen von Bedeu­tung, die auf die Desta­bi­li­sie­rung demo­kra­ti­scher Gesell­schaf­ten abzie­len. Pro­jek­te, die sich mit die­sem The­ma aus­ein­an­der­set­zen (etwa durch Schu­lung der Medi­en­kom­pe­tenz und des kri­ti­schen Den­kens), soll­ten stär­ker als bis­her ange­spro­chen und bei der För­de­rung bedacht werden.

Nicht zuletzt soll­te bei der Aus­ar­bei­tung des Geset­zes deut­lich zwi­schen der Ableh­nung von Ein­stel­lun­gen und For­men der grup­pen­be­zo­ge­nen Men­schen­feind­lich­keit unter­schie­den wer­den. Da sich die Streit­kul­tur der offe­nen Gesell­schaft dadurch aus­zeich­net, dass sie strikt zwi­schen Posi­ti­on und Per­son unter­schei­det, muss auch die schar­fe und als ver­let­zend emp­fun­de­ne Kri­tik an Posi­tio­nen erlaubt sein (Mei­nungs­frei­heit als indi­vi­du­el­les Recht sowie als Grund­la­ge der gesell­schaft­li­chen Weiterentwicklung).

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