28. Febru­ar 2020

Sterbehilfe-Urteil: Das Bundesverfassungsgericht hat RechtSgeschichte geschrieben 

Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat am ver­gan­ge­nen Mitt­woch die seit 2015 bestehen­de Rege­lung zur Ster­be­hil­fe als ver­fas­sungs­wid­rig erklärt. Prof. Dr. Dr. Eric Hil­gen­dorf, Direk­to­ri­ums­mit­glied des Hans-Albert-Insti­tuts, kom­men­tier­te das Urteil im Rechts­ma­ga­zin Legal Tri­bu­ne Online (LTO).

Laut Hil­gen­dorf habe das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt mit sei­nem Urteil vom 26. Febru­ar 2020 (2 BvR 2347/15) zur „Geschäfts­mä­ßi­gen För­de­rung der Selbst­tö­tung“ (§ 217 StGB) Rechts­ge­schich­te geschrie­ben: “Sel­ten ist das Recht auf per­sön­li­che Selbst­be­stim­mung, das eben auch das Recht auf ein selbst­be­stimm­tes Ster­ben umfasst, so empha­tisch betont wor­den wie in der neu­en Ent­schei­dung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts.“ Das Urteil sei in sei­ner Bedeu­tung kaum zu über­schät­zen und war in die­ser Deut­lich­keit von fast nie­man­dem erwar­tet wor­den. “Zu den wich­tigs­ten Fol­ge­run­gen, die aus der Ent­schei­dung zu zie­hen sind, gehört, dass auch Schwerst­kran­ke bis zuletzt Trä­ger von Per­sön­lich­keits­rech­ten und Men­schen­wür­de sind, die nicht zum Spiel­ball frem­der Inter­es­sen wer­den dür­fen. Das muss man so beto­nen, weil sich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren eine sehr bedenk­li­che Ten­denz zur Über­the­ra­pie am Lebens­en­de her­aus­ge­bil­det hat. Das Urteil des BVerfG ent­hält die erfor­der­li­chen Argu­men­te, um dem ent­ge­gen­zu­wir­ken.” so Hil­gen­dorf in der LTO am 27. Febru­ar 2020. 

Zugleich müs­se ver­hin­dert wer­den, “dass nach der Nich­tig­erklä­rung des § 217 StGB das Pen­del in die ent­ge­gen­ge­setz­te Rich­tung aus­schlägt. Weder sei eine Kom­mer­zia­li­sie­rung der Ster­be­hil­fe akzep­ta­bel noch dür­fe es einen sozia­len Druck in Rich­tung auf ein „beschleu­nig­tes Ster­ben“ geben. „Das Urteil des BVerfG macht es drin­gend erfor­der­lich, dass sich unse­re Gesell­schaft inten­si­ver und sach­lich ange­mes­se­ner als bis­her mit Fra­gen der Hil­fe beim und zum Ster­ben aus­ein­an­der­setzt“, schließt Hil­gen­dorf sei­nen Kommentar.

Zum Ori­gi­nal­ar­ti­kel: „Selbst­be­stimmt bis in den Tod“ (LTO,  27.02.2020)

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