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19. JUNI 2021
100 Jahre Hans Albert
Am 8. Februar feierte Hans Albert seinen 100. Geburtstag. In Kooperation mit der Giordano-Bruno-Stiftung und dem Koordinierungsrat säkularer Organisationen (KORSO) veranstaltete das Hans-Albert-Institut einen virtuellen Festakt zu Alberts 100. Geburtstag am 8. Februar 2021. Ein besonderer Höhepunkt des Programms war die Premiere des 25-minütigen Dokumentarfilms „Hans Albert – Der Jahrhundertdenker“, der ebenso informativ wie unterhaltsam in das Leben und Werk Hans Alberts einführt.
Im Vorfeld zur Veranstaltung schaltete das Institut das Hans-Albert-Archiv frei, das bislang unveröffentlichte Film- und Tondokumente sowie eine umfangreiche Publikationsliste enthält.
Rationalitäts-Wettbewerb trifft auf große Resonanz
Die besten Beiträge des Wettbewerbs werden in einem Sammelband herausgebracht, der demnächst im Alibri-Verlag erscheinen wird.
Neue Broschüre: Leidenschaft zur Vernunft
Wodurch zeichnet sich eine kritisch-rationale Einstellung zur Welt aus? Die Broschüre des Hans-Albert-Instituts mit dem Titel “Leidenschaft zur Vernunft – Kritischer Rationalismus als Lebenshaltung” geht dieser Frage nach und erklärt, wie wir “die hohe Kunst der Rationalität” trainieren können. Sie zeigt auf, weshalb wir die großen Herausforderungen der Gegenwart wie die Corona-Pandemie oder die Klimakrise nur dann meistern werden, wenn die kritisch-rationalen Prinzipien, die wir in Technologie und Wissenschaft ganz selbstverständlich akzeptieren, auch im weltanschaulich-politischen Bereich berücksichtigt werden.
Die Broschüre kann als PDF-Dokument heruntergeladen und kostenlos als Printversion bestellt werden.
Stellungnahme zur Triage-Debatte
Wessen Leben sollen Ärzte retten, wenn nicht mehr allen geholfen werden kann? Welche Kriterien dürfen bei der Auswahl herangezogen werden, welche sind unzulässig? Philosophen des Hans-Albert-Instituts haben hierzu eine Stellungnahme veröffentlicht, die sich aus ethischer Perspektive mit Triage-Entscheidungen auseinandersetzt. Mögliche Implikationen ergeben sich daraus auch für andere Problemfelder, in denen knappe Ressourcen möglichst fair verteilt werden müssen.
In einer Podcast-Folge bei Spektrum der Wissenschaft haben sich HAI-Beiräte Natalie Grams und Adriano Mannino über das facettenreiche Thema unterhalten. Darin wird u. a. auf die HAI-Stellungnahme eingegangen.
Ärztin und HAI-Beirätin Natalie Grams mit „Preis für Civil-Courage“ ausgezeichnet
Die Homöopathie- und Pseudomedizinkritikerin Natalie Grams (Mitglied des HAI-Beirats) erhält den mit 20.000 Euro dotierten “Preis für Civil-Courage”. In ihrer Preisbegründung schreiben Hertha Beuschel-Menze und Frohmut Menze, die die “Stiftung für Civil-Courage” vor 20 Jahren gegründet haben: “Frau Dr. Grams hat großen Mut und Civil-Courage bewiesen, denn sie hat nicht nur die Diskussion um die evidenzbasierte Medizin auf breiter Basis angestoßen (…). Ihre Ehrlichkeit und ihr Glaube an die Wissenschaft führten dazu, eine finanziell sehr gut gehende Praxis aufzugeben. Dass sie dies über 6 Jahre durchgehalten hat, ohne einzuknicken und sich im Gegenteil wissenschaftlich immer weitere Bereiche erobert hat, sieht die Stiftung zur Förderung der Civil-Courage als einzigartig an und zeichnet Dr. Natalie Grams für diese Lebensleistung mit dem ersten Preis für Civil-Courage der Stiftung aus.”
Veröffentlichungen
- In dem Artikel „Artificial Suffering: An Argument for a Global Moratorium on Synthetic Phenomenology“ fordert Philosoph und HAI-Beirat Thomas Metzinger bis 2050 ein vorläufiges Moratorium für alle Forschung, die die Erzeugung künstlichen Bewusstseins direkt anstrebt oder wissentlich riskiert. Der Text ist im “Journal of Artificial Intelligence and Consciousness” frei zugänglich.
- Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise sahen sich Intensivmediziner mit der Frage konfrontiert: Wen rette ich, wenn die Ressourcen zu knapp werden? Medizin, Ethik, Rechtsprechung und Gesundheitsökonomie sind sich uneinig: Darf man Menschenleben gegeneinander abwägen? Sind jüngere Personen im Konfliktfall älteren mit schlechterer Prognose vorzuziehen? Darüber hinaus stellt sich die Frage, wie wir überhaupt mit eigenen Ressourcen umgehen: Sollten wir nicht vielmehr helfen und unsere Ressourcen entsprechend aufteilen? Warum eine solche „Makro-Triage“ mindestens so wichtig ist wie das Verhalten in einer Pandemie, erklärt Philosoph und HAI-Beirat Adriano Mannino in seinem Buch „Wen rette ich – und wenn ja, wie viele? Über Triage und Verteilungsgerechtigkeit“.
- Verändert die moderne digitale Technik unser Sozialverhalten und die Art und Weise, wie wir uns selbst sehen? Wie werden wir mit der zunehmenden Informationsflut fertig, die sich über uns ergießt? Hat diese Flut einen Einfluss auf unsere Arbeit und unser privates Leben? Mit diesen Fragen setzt sich Neuropsychologe und HAI-Beirat Lutz Jäncke in seinem neuen Buch „Von der Steinzeit ins Internet – Der analoge Mensch in der digitalen Welt“ auseinander.
- Kommunikation und Kooperation zwischen sozialwissenschaftlicher und evolutionär-anthropologischer Forschung ist durch einige Verständigungsbarrieren erschwert. In einem frei zugänglichen Aufsatz in der Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie werden die wichtigsten dieser Probleme von HAI-Beirat Eckart Voland und von Christoph Meißelbach systematisch geordnet und auf die folgenden Fragen hin analysiert: Wo stehen der Annäherung sozialwissenschaftlicher und evolutionär informierter Anthropologie nur Missverständnisse, Falschauffassungen oder ideologisches Misstrauen im Wege; wo sind es unterschiedliche methodologische Herangehensweisen oder paradigmatische Grundüberzeugungen; und wie lassen sich diese Hindernisse interdisziplinärer Theorieintegration überwinden?
- Andrea Maurer, Soziologin und HAI-Direktoriumsmitglied, hat das „Handbook of Economic Sociology for the 21st Century“ herausgegeben. Das Handbuch gibt einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen, die auf dem Gebiet der Wirtschaftssoziologie nach ihrer Wiedergeburt seit den 1980er Jahren in den USA stattgefunden haben. Es bietet neue Erkenntnisse über die Einzigartigkeit der europäischen Wirtschaftssoziologie im Vergleich zur US-amerikanischen, die Ende des 20. Jahrhunderts entstand.
- Was ist das Recht überhaupt und wie unterscheidet es sich von anderen Regelungssystemen? Wie groß ist der Einfluss der Philosophie auf das Recht und umgekehrt? Und wie grenzt es sich von der Moral ab? Das umfassende Handbuch zum Thema Rechtsphilosophie von Eric Hilgendorf (HAI-Direktoriumsmitglied) und Jan C. Joerden ist jetzt in der 2. Auflage verfügbar. Alle Kapitel wurden aktualisiert und einige erweitert.
Öffentliche Beiträge der HAI-Mitglieder
- Die Vermittlung digitaler Kompetenzen ist eine wichtige Voraussetzung für ein autonomes und selbstbestimmtes Leben in der digitalen Gesellschaft. Um unrealistische Erwartungen an jeden Einzelnen zu vermeiden, müssen digitale Kompetenzen durch digitale Innovationen ergänzt werden, meint der Soziologe und HAI-Beirat Michael Baurmann in einem Beitrag im Tagesspiegel.
- Verschwörungsideologien haben durch die Corona-Krise neuen Aufschwung erhalten. Doch was macht eine Verschwörungsideologie eigentlich aus, und welche Personengruppen sind besonders anfällig für sie? Politikwissenschaftler und HAI-Beirat Armin Pfahl-Traughber im Gespräch mit HAI-Direktoriumsmitglied Florian Chefai.
Pfahl-Traughber war daneben als Experte in der ZDF-Dokumentation „Die Neue Rechte – Der Wahn vom homogenen Volk“ gefragt und veröffentlichte einen Beitrag über „Die antiaufklärerische Dimension linker Identitätspolitik“, der in gekürzter Version auch in der ZEIT erschien. - Die Digitalisierung bietet jedem und jeder die Möglichkeit, sich miteinander zu verbinden und Informationen oder Gefühlslagen auszutauschen. Gibt es also überhaupt noch Einsamkeit? Darüber diskutierte Philosoph und HAI-Beirat Nikil Mukerji mit der Politikerin und Publizistin Diana Kinnert und dem Schriftsteller Maximilian Dorner bei ARD-Alpha.
- In ihrer Kolumne bei Spektrum der Wissenschaft plädiert Ärztin und HAI-Beirätin Natalie Grams für „Aufklärungskampagnen großen Umfangs“, um dem längst überall sichtbar werdenden Verlust von Vertrauen in Rationalität und Wissenschaft entgegenzuwirken. Notwendig seien klare Bekenntnisse der Politik und der sonstigen Verantwortlichen – für eine rationale Basis von Entscheidungen, gegen die Leugnung und Missachtung wissenschaftlicher Erkenntnisse.
- “Rationale, evidenzbasierte Bewusstseinsforschung ist wichtig für die angewandte Ethik. Wir brauchen empirische Daten und vor allem begriffliche Klarheit”, meint Philosoph und HAI-Beirat Thomas Metzinger in einem aufrüttelnden Kommentar bei der SZ, der das Thema „Leid“ in den Fokus rückt.
Im Interview mit der SZ berichtete Metzinger zudem von seinem Ringen in einer EU-Expertengruppe um den fairen Einsatz von Algorithmen. Darin erläuterte er auch, was von den EU-Plänen zu Echtzeit-Gesichtserkennung und Deepfakes zu halten ist. - Bei der globalen Klimakatastrophe steht nicht weniger als der Fortbestand der menschlichen Zivilisation auf dem Spiel, schreibt der Philosoph und Historiker Philipp Blom in seinem neuen Essay „Das große Welttheater“. Im Gespräch mit HAI-Direktoriumsmitglied Florian Chefai erklärt er, wieso der Mensch sich nicht mehr als „Krone der Schöpfung“ verstehen sollte, sondern als eine Primatenart, die vom Aussterben bedroht ist.
- Kurz nach dem Impfstart ist eine Debatte über Sonderrechte für Geimpfte entbrannt. Die Koalition erwog ein Verbot solcher Privilegien. Im Interview mit der NZZ erklärte Rechtsphilosoph und HAI-Beirat Reinhard Merkel, weshalb er das für falsch hält.
- Als Medizinstudent legte sich HAI-Beirat David Bardens öffentlich mit einem Impfgegner an. Heute arbeitet er als Arzt in Schweden. Noch immer wirken die Hassmails und Drohungen in ihm nach. Trotzdem sagt er im Gespräch mit der GEO-Redakteurin und Medizinerin Vivian Pasquet: “Ich würde es jederzeit wieder tun.”
- Zu allen Zeiten und in allen Kulturen findet sich der Wunsch, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Doch wie geht der moderne Mensch mit Sterben und Tod um? Antworten gibt Philosoph und HAI-Direktoriumsmitglied Franz Josef Wetz bei SWR2.
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